Wussten Sie, dass sich im Schweizer Gesundheitswesen eine ganze Industrie rund um Systeme und Schnittstellen aufgebaut hat? Dabei werden Millionen von Franken für den Betrieb dieser Landschaften aufgewendet. Und die Hersteller von Systemen freuts – denn die Komplexität der Systemlandschaft sowie die Abhängigkeit der Kunden wird immer wie grösser und somit die Einnahmen immer wie besser.
Eine Gesundheitsorganisation besitzt ganz viele Daten. Nur sind diese Daten in den 100 – 300 Systemen und Applikationen herstellerspezifisch gefangen. Sobald eine Organisation ihre Daten benötigt, ist sie abhängig vom Hersteller des Systems und dieser verlangt einiges an Geld, um spezifische Schnittstellen zu bauen. Ganz dreiste Anbieter gehen sogar soweit, dass sie noch zusätzlich Transaktionskosten pro Schnittstelle verlangen.
Kürzlich wurde ein Artikel von einem arrivierten Forschungsinstitut veröffentlicht mit dem Fokus auf digitale Ökosysteme. Einer der Begründungen zum Erfolg für die Umsetzung sind ihrer Meinung nach die vielen gut ausgebildeten Schweizer Medizininformatiker, welche viel über Schnittstellen wissen und somit das digitale Ökosystem auch zuverlässig und entlang des Patientenpfades bauen können.
Medizininformatiker und Schnittstellen haben wir seit Jahrzehnten zur Verfügung, aber deshalb haben wir es weder geschafft, die Daten aus dem herstellerspezifischen Locked-in zu befreien und den Organisationen wieder frei zur Verfügung zu stellen, noch sind wir nicht annähernd an die Realisierung eines durchgehenden digitalen Ökosystems gekommen.
Es braucht in der digitalen Gesundheitslandschaft Schweiz einen grossen Paradigmawechsel! So kann und darf es nicht weitergehen!
Andere Länder (und denken Sie nun ja nicht, dass wir in der Schweiz ganz eigene Voraussetzungen haben, die mit dem Ausland nicht vergleichbar sind…) haben gezeigt, dass der Weg zu einer hochqualitativen und herstellerunabhängigen Datenbasis politisch, rechtlich und finanziell möglich ist. Wenn Sie sich das KHZG (Krankenhauszukunftsgesetz in Deutschland) als Beispiel nehmen, dann haben es unsere Nachbarn geschafft, mit einer bundesweiten Finanzierung auf rechtlicher Basis die Spitäler (welche mit 70% die Hauptproduzenten von Gesundheitsinformationen sind) zu einem standardisierten Datenmanagement zu bringen. Dies führt dazu, dass die Daten nach internationalen Standards in den eigenen Organisationen und im Austausch mit Dritten (Interoperabilität) ohne zusätzlichen Aufwand und Kosten E2E ausgetauscht werden können (Bsp. OpenEHR, FHIR, SNOMED, LOINC…).
Basis dieses Paradigmawechsels ist als erster Schritt die Änderung der digitalen Strategie einer Gesundheitsorganisation. Diese muss weg von einer technischen Systemzentrierung hin zu einer Datenfokussierung führen und von der Spitalleitung mitgetragen werden. Dazu braucht es motivierte Datenspezialisten, die fähig sind, die Daten aus den verschiedenen Systemen zu lokalisieren und zentral sowie herstellerunabhängig in einem CDR (Clinical Data Repository) zu zentralisieren und managen. Dies bevorzugt mit kleinen Use Cases welche schnell Vorteile erzielen.
Nun ist der erste Teil zur Befreiung der Daten für die Organisation getan. Sie kann wieder voll und ganz ohne Zusatzkosten über ihre Daten verfügen. Und diese sind in einer standardisierten und herstellerunabhängigen Qualität so abgelegt, dass in einem weiteren Schritt wertvolle Darstellungen, Auswertungen aber auch Durchführung von Prozessen oder Workflows sowie der Austausch mit anderen Gesundheitsorganisationen im ambulanten Bereich umgesetzt werden können. Somit entledigen Sie sich der Papier- oder Faxkommunikation und den Medienbrüchen und können einiges an Kosten und Ärger einsparen. Oder Sie benötigen die Daten im Forschungsumfeld.
Wenn auch Sie genug vom Status-Quo in der Digitalisierung haben und etwas aktiv dagegen tun möchten, dann lassen Sie uns darüber sprechen. enilno.niarbhtlaeh@sru
Mehr zu Herstellerunabhängigkeit, CDR und Plattform finden Sie unter OpenEHR und www.healthbrain.online